Ein Aufschrei gegen die Regierung
Am 7. August 2025 ließ die Grüne Klubobfrau Leonore Gewessler die Bombe platzen: In einer leidenschaftlichen Pressekonferenz präsentierte sie einen radikalen Drei-Punkte-Plan, der die Arbeitswelt für Frauen revolutionieren soll. Ihre harsche Kritik richtete sich direkt an die Bundesregierung aus ÖVP, SPÖ und NEOS, die sie beschuldigte, den Leistungsträgerinnen der Gesellschaft Faulheit vorzuwerfen und Teilzeit-Arbeit als Lifestyle abzutun.
Was ist Teilzeit-Arbeit wirklich?
Teilzeit-Arbeit wird oft missverstanden. Viele glauben, es sei eine bequeme Wahl, weniger Stunden zu arbeiten, um mehr Freizeit zu genießen. Doch die Realität sieht anders aus. Für viele Frauen bedeutet Teilzeit nicht weniger Arbeit, sondern eine doppelte Belastung. Sie kümmern sich um Kinder, pflegen ältere Familienmitglieder und führen den Haushalt. Gewessler betont, dass dies keine Teilzeit, sondern ein ‚All-In‘ ist. Die Kritiker in der Regierung hätten dies anscheinend übersehen.
Ein Vergleich mit anderen Ländern
Österreich ist nicht allein mit dem Problem der Unterbewertung von Teilzeitarbeit. In Deutschland beispielsweise arbeiten viele Frauen Teilzeit, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Doch auch dort wird immer wieder diskutiert, ob die Rahmenbedingungen ausreichend sind, um Frauen wirklich zu unterstützen. Die skandinavischen Länder gelten oft als Vorbilder, da sie großzügige Elternzeitregelungen und umfassende Kinderbetreuungsangebote bieten.
Der Grüne Drei-Punkte-Plan
Gewessler stellte einen umfassenden Plan vor, der Frauen in der Arbeitswelt unterstützen soll. Der Plan besteht aus drei zentralen Punkten:
- 50.000 neue Kindergartenplätze: Bis 2030 sollen 50.000 neue Plätze für Kinder unter drei Jahren geschaffen werden. Dies soll Eltern die Möglichkeit geben, Vollzeit zu arbeiten, ohne sich Sorgen um die Betreuung ihrer Kinder machen zu müssen.
- Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung: Ein gesetzlicher Anspruch auf einen Kindergartenplatz ab dem ersten Geburtstag soll Eltern die Sicherheit geben, dass ihre Kinder gut betreut sind, während sie arbeiten.
- Recht auf Stundenaufstockung: Teilzeitbeschäftigte sollen die Möglichkeit haben, ihre Arbeitszeit zu erhöhen, wenn sie regelmäßig Mehrstunden leisten. Dies soll vor allem Frauen helfen, die oft mehr arbeiten, als ihr Vertrag vorsieht.
Warum ist dieser Plan notwendig?
Die Zahlen sprechen für sich: In Österreich sind über 70% der Teilzeitbeschäftigten Frauen. Viele von ihnen würden gerne mehr arbeiten, stoßen jedoch auf strukturelle Hürden. Der Mangel an Betreuungsplätzen ist ein wesentlicher Faktor, der Frauen in der Teilzeitfalle hält. Eine Studie der Statistik Austria zeigt, dass fast jede dritte Mutter in Teilzeit arbeitet, weil sie keine ausreichende Kinderbetreuung findet.
Expertenmeinungen
Dr. Maria Berger, Arbeitsmarktexpertin an der Universität Wien, erklärt: „Der Drei-Punkte-Plan der Grünen ist ein wichtiger Schritt, um die Gleichstellung am Arbeitsmarkt zu fördern. Vor allem der Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung könnte vielen Frauen den Weg zurück in eine Vollzeitbeschäftigung ebnen.“
Die politische Dimension
Die Grünen fordern die Bundesregierung auf, Verantwortung zu übernehmen und die notwendigen Voraussetzungen für gerechte Arbeit zu schaffen. Gewessler wirft der Regierung vor, mit dem Finger auf jene zu zeigen, die bereits alles geben, anstatt selbst aktiv zu werden.
Historische Hintergründe
Die Diskussion um Teilzeitarbeit und Frauen in der Arbeitswelt ist nicht neu. Bereits in den 1970er Jahren, während der zweiten Welle der Frauenbewegung, wurde in Österreich über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie debattiert. Viele der damals geforderten Maßnahmen, wie flächendeckende Kinderbetreuung, sind bis heute nicht vollständig umgesetzt.
Wie sieht die Zukunft aus?
Der Drei-Punkte-Plan könnte ein Wendepunkt in der österreichischen Arbeitsmarktpolitik sein. Sollten die vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt werden, könnte dies nicht nur die Situation für Frauen verbessern, sondern auch die Wirtschaft insgesamt stärken. Eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen bedeutet mehr Arbeitskräfte, was in Zeiten des Fachkräftemangels ein entscheidender Vorteil sein könnte.
Die Rolle der Männer
Gewessler betont, dass es nicht nur um Frauen geht: „Auch Mütter und Väter sollten gleichermaßen die Möglichkeit haben, Beruf und Familie zu vereinbaren.“ Dies erfordert jedoch einen gesellschaftlichen Wandel, der traditionelle Rollenbilder hinterfragt.
Fazit: Ein Plan für alle
Der Drei-Punkte-Plan der Grünen ist mehr als nur ein politisches Statement. Er ist ein Aufruf zur Aktion, um die Arbeitsbedingungen für Frauen zu verbessern und ihnen die Unterstützung zu geben, die sie verdienen. Mit der richtigen Umsetzung könnte dieser Plan Österreichs Arbeitswelt nachhaltig verändern und ein Vorbild für andere Länder werden.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Regierung bereit ist, diesen Weg mitzugehen oder ob die Grünen weiterhin Druck ausüben müssen, um ihre Forderungen durchzusetzen.