Wien atmet auf: Der S1-Lückenschluss kommt!
Am 25. September 2025 wurde eine lang ersehnte Nachricht verkündet: Der Lückenschluss der S1, dem sogenannten Regionenring im Norden Wiens, wird endlich Realität. Wiens Mobilitätsstadträtin Ulli Sima und Verkehrsminister Hanke gaben bekannt, dass die Arbeiten für dieses bedeutende Infrastrukturprojekt bald beginnen werden. Doch was bedeutet das für die 2-Millionen-Metropole? Und warum ist dieser Lückenschluss so wichtig?
Die Verkehrshölle auf der Südosttangente
Die Südosttangente, Österreichs meistbefahrene Autobahn, ist täglich Schauplatz eines wahren Verkehrsdramas. Mit 195.000 Fahrzeugen an einem normalen Werktag und Spitzenwerten von über 220.000 Fahrzeugen zu Stoßzeiten ist der Stau hier vorprogrammiert. Die Autos stehen im Schnitt 5,5 Stunden pro Tag still – eine unhaltbare Situation, die nicht nur die Geduld der Pendler strapaziert, sondern auch die Luftqualität beeinträchtigt.
Ein bedeutender Teil dieses Verkehrschaos wird durch den Transitverkehr verursacht. Rund 4 Millionen LKWs passieren jährlich die Tangente, eine Million davon im Transit. Diese Zahlen verdeutlichen, warum der S1-Lückenschluss nicht nur eine Entlastung, sondern eine Notwendigkeit darstellt.
Die Vision: Eine umweltfreundliche Stadtentwicklung
Stadträtin Sima betont, dass der Lückenschluss nicht nur den Verkehr entlasten wird, sondern auch die klimafitte Stadtentwicklung im Nordosten Wiens vorantreiben soll. Durch die Umfahrung wird es möglich, den Transitverkehr aus der Stadt zu verbannen und die betroffenen Bezirke, insbesondere die Donaustadt, zu entlasten. Die geplante sechste Donauquerung ist dabei ein entscheidender Faktor. Ohne sie wäre eine Sperrung der Tangente für den Transitverkehr undenkbar.
Ein Blick zurück: Der Stillstand unter Gewessler
Der Bau der S1 war lange Zeit umstritten. Die ehemalige grüne Verkehrsministerin Leonore Gewessler setzte den Bau aus, um ökologische Bedenken zu prüfen. Diese Entscheidung führte zu erheblichen Verzögerungen und verhinderte die dringend benötigte Verkehrsentlastung. Nun, da der Bau wieder aufgenommen wird, zeigt sich, dass die Stadt Wien ihre Hausaufgaben gemacht hat: Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs ist in vollem Gange, neue U-Bahn-Linien wie die Linie 27 werden eröffnet, und die flächendeckende Parkraumbewirtschaftung ist umgesetzt.
Seestadt Aspern: Ein Stadtentwicklungsprojekt auf Eis
Die Seestadt Aspern, eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas, steht ebenfalls in den Startlöchern. Doch ohne die S1-Spange und die Stadtstraße, die für den Vollausbau zwingend notwendig sind, droht eine Wohnungsknappheit. Geplant sind Wohnungen für rund 20.000 Menschen – ein Projekt, das durch den Stillstand der letzten Jahre erheblich ins Stocken geraten ist.
„Mit einem Fingerschnipp könnten umgehend tausende neue, leistbare Wohnungen errichtet werden“, so Sima. Diese wären nicht nur klimafreundlich, sondern auch dringend nötig, um den wachsenden Bedarf zu decken. Doch solange die Straßenanbindung fehlt, bleibt der Nordteil der Seestadt ungenutzt.
Ein Blick in die Zukunft: Was bringt der S1-Lückenschluss?
Mit der Fertigstellung der S1 wird eine Entlastung der Tangente um 70.000 Fahrzeuge pro Tag erwartet. Diese Zahl verdeutlicht das enorme Potenzial des Projekts. Experten sind sich einig, dass dies nicht nur den Verkehr, sondern auch die Lebensqualität in Wien erheblich verbessern wird.
Dr. Karl Maier, Verkehrsexperte der TU Wien, erklärt: „Der S1-Lückenschluss ist ein Meilenstein für Wien. Er wird nicht nur den Verkehr entlasten, sondern auch die Grundlage für eine nachhaltige Stadtentwicklung schaffen.“
Die Stadt plant, die frei werdenden Fahrspuren der Tangente für umweltfreundliche Verkehrsmittel wie E-Busse und Fahrräder zu nutzen. Dies wäre ein entscheidender Schritt in Richtung einer grüneren und lebenswerteren Stadt.
Politische Herausforderungen und Chancen
Der S1-Lückenschluss ist nicht nur ein verkehrstechnisches, sondern auch ein politisches Projekt. Die Entscheidung für den Bau zeigt, dass die Stadt Wien und das Verkehrsministerium bereit sind, in die Zukunft zu investieren. Gleichzeitig müssen jedoch auch die ökologischen Bedenken ernst genommen werden. Der Balanceakt zwischen Verkehrsentlastung und Umweltschutz wird die kommenden Jahre prägen.
Fazit: Ein entscheidender Schritt für Wien
Der S1-Lückenschluss markiert einen Wendepunkt in der Wiener Verkehrspolitik. Er verspricht nicht nur eine Entlastung des täglichen Verkehrschaos, sondern auch eine nachhaltige und klimafreundliche Stadtentwicklung. Die Herausforderungen sind groß, doch die Chancen, die sich daraus ergeben, sind es ebenso.
Mit diesem Projekt setzt Wien ein Zeichen für die Zukunft: eine Stadt, die Mobilität und Nachhaltigkeit vereint und somit lebenswerter für ihre Bewohner macht.